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Steckbrief: COVID-19 in der Schwangerschaft

Autoren: Matthias Kästner, Micha Löbermann, Bernd Gerber, Emil C. Reisinger

Zum Einfluss einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf werdende Mütter und Neugeborene sind zunehmend Fall- und Kohortenstudien und Metaanalysen verfügbar. Herabgesetzte Immunabwehr und erhöhte Gerinnungsneigung in der Schwangerschaft bedingen kumulativ erhöhten Morbiditäten (1). Schwere Verläufe von COVID-19 sind u.a. auf thrombotische Ereignisse wie Lungenarterienembolien zurückzuführen (2). Die Sterblichkeit bei Schwangeren scheint allerdings nicht erhöht zu sein (3). Für Embryos waren die Häufigkeiten der vertikalen Übertragung, der Aborte sowie der Fehlbildungen bis dato nicht bekannt. Insbesondere Allotey et al. (3) haben Daten mehrerer Studien zusammengefasst, die nachfolgend auch dargestellt werden.

Symptome der Schwangeren
 
Fieber und Husten waren mit rund 40 % die häufigsten Symptome der infizierten Schwangeren, gefolgt von Atemnot (19 %) und Geschmacksverlust (15 %). Insgesamt traten Symptome wie Fieber und Myalgien seltener auf als bei nicht schwangeren Frauen im reproduktiven Alter. Bei Screening-Untersuchungen gaben 74 % der infizierten Schwangeren an, keine Symptome bemerkt zu haben. Die häufigsten laborchemischen Auffälligkeiten bei Schwangeren waren: erhöhtes C-reaktives Protein (49 %), Lymphopenie (35 %), Leukozytose (27 %) und erhöhtes Procalcitonin (21 %). Seltener zeigten sich Thrombozytopenien und abnorme Leberwerte.
 
Ergebnisse bei Schwangeren
Schwangere mit COVID-19 wurden in 4 % und damit vierfach häufiger als Nicht-Schwangere im reproduktiven Alter auf Intensivstationen behandelt. 3 % mussten invasiv beatmet werden und 0,4 % benötigten eine extrakorporale Membranoxygenierung. Die Gesamtsterblichkeit der infizierten Schwangeren betrug 0,1 % und war damit im Vergleich zu Frauen im reproduktiven Alter nicht erhöht. Kaiserschnitte waren unter Infizierten etwas häufiger. Ein statistisch signifikanter Unterschied im Vergleich zu Schwangeren ohne COVID-19 konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19 mit Atemnot und Hypoxämie entsprechen der nicht-schwangeren Bevölkerung: erhöhtes Alter (in diesem Fall > 35 Jahre) und Vorerkrankungen, insbesondere vorbestehender Diabetes mellitus und vorbestehende arterielle Hypertension. Kleinere Studien zeigen, dass schwangerschaftsspezifische Erkrankungen wie Präeklampsie und Gestationsdiabetes ebenfalls einen schweren COVID-19-Verlauf begünstigen können. Das Vorliegen einer jeglichen Vorerkrankung im Vergleich zu gesunden Schwangeren konnte zudem als Risikofaktor für Intensivbehandlung und invasive Beatmung identifiziert werden.
Ergebnisse bei Neugeborenen
Die Frühgeburtlichkeit war im Vergleich zu nicht-infizierten Frauen dreifach erhöht und wurde in 17 % der Fälle beschrieben. In 25 % und damit ebenfalls rund dreifach häufiger wurden die Neugeborenen auf der Neonatalstation behandelt. Ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten oder neonatale Sterblichkeit konnte nicht nachgewiesen werden. Vertikale Übertragungen auf Neugeborene finden, auch wenn gestillt wird, selten statt (4). Die PCR aus Nasopharyngealabstrichen der Neugeborenen infizierter Mütter war in 1,4 % (5) bis 3,2 % (6) positiv.
 
Fehlbildungen und Folgeschäden bei Neugeborenen
 
 
Bisher zeigten sich keine Hinweise auf Fehlbildungen oder Folgeschäden bei Neugeborenen. Auch wenn eine erhöhte Frühabortrate nicht nachgewiesen werden konnte (7), ist die Datenlage derzeit nicht ausreichend, insbesondere zu Infektionen während des ersten Trimesters. Ob COVID-19 in der Schwangerschaft zu intrauterinen Wachstumsverzögerungen führt, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.
 
Zusammenfassung
 
Schwangere mit COVID-19 bleiben häufig symptomarm. Risikofaktoren für schwere Verläufe einer COVID-19 Erkrankung entsprechen der nicht-schwangeren Population. Auch die Mortalität Schwangerer entspricht der von anderen Frauen im reproduktiven Alter. Behandlungen auf Intensivstationen und invasive Beatmung werden häufiger beobachtet. Auch Frühgeburten treten häufiger auf. Vertikale Transmissionen sind möglich, jedoch selten. Bisher sind keine Fehlbildungen nachgewiesen worden, Daten zu Infektionen in der Frühschwangerschaft sind allerdings noch unzureichend. Stillen wird auch bei COVID-19 unter Vorkehrung der Schutzmaßnahmen (Händehygiene und Mund-Nasen-Schutz der Mutter) empfohlen (8).
  
Literatur:
Prof. Emil C. Reisinger
E-Mail: dekanat@med.uni-rostock.de

 

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Ärzteblatt M-V 
März 2024
 
 
 
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